Fortbildung Lebensvisionen

Was will ich eigentlich? Wohin geht mein Weg? Wo sehe ich mich in 5 Jahren? – Große
Fragen, die sich jeder schon einmal gestellt hat, aber auf die noch lange nicht jeder eine
Antwort weiß. Besonders jetzt, in den letzten Wochen des Jahres, regen diese Fragen zum
Nachdenken an. Bald ist es wieder so weit; es werden Vorsätze für das neue Jahr gefasst.
Von vagen und abstrakten Vorsätzen wie: „Ab jetzt wird alles anders, alles besser“ bis hin zu
konkreten Zielen wie: „Nächstes Jahr nehme ich 15 Kilo ab“ ist alles dabei. Die meisten
Vorsätze verlaufen jedoch schnell im Sande. Das liegt daran, dass für eine erfolgreich gelebte
Vision mehr dahinterstehen muss als ein guter Vorsatz zwischen einem Glas Sekt und dem
Silvesterfeuerwerk.

Stanko Gerjolj mit acht jungen Lehrkräften, die zum ersten Mal an einer Fortbildung des IGNW teilgenommen haben und Ulla Sindermann, Vorsitzende des IGNW.

Wohin will ich? Und vor allem: Und wie komme ich dort hin? Mit diesen Fragen befassten wir uns unter dem Titel „Unsere eigenen Quellen – Kompass für die erhoffte Zukunft“ vom 23. bis zum 25. Oktober 2020 im Haus der Stille der Abtei Königsmünster in Meschede. Unter der Leitung von Stanko Gerjolj, Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Ljubljana, langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Integrative Gestaltpädagogik und – zur großen Überraschung vieler Anwesender – Priester, machten sich 20 Teilnehmer*innen, darunter 8 frischgebackene Religionslehrer*innen, auf die Reise zu ihren individuellen Lebensvisionen.

Wir begannen unseren Weg an der Kreuzung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, indem sich die Teilnehmer*innen anhand im herbstlichen Klostergarten gefundener Objekte vorstellten und kennenlernten. Über eine erste Phantasiereise begaben wir uns anschließend in die Zukunft. Wie würden wir unseren Enkelkindern in Erinnerung bleiben? Was würden sie mit der Erinnerung an uns verbinden? Nach anfänglichen Anfahrtsschwierigkeiten einiger der jungen Fortbildungsteilnehmer*innen wurde schließlich doch der richtige Gang gefunden und es entstanden Zeichnungen unserer persönlichen Kirchenfenster aus der Sicht der nachfolgenden Generationen.

Nach einem Boxenstopp bereiteten wir uns auf die Weiterfahrt vor. Dazu warfen wir einen ausführlichen Blick in unseren Atlas und konkretisierten unser Reiseziel, unsere Lebensvision. Durch Tanz und Körperhaltungen erkundeten wir unser gesetztes Ziel aus der Ferne und machten uns intensiv damit vertraut. Nun war es an der Zeit, unseren Wagen vollzutanken. Wir studierten den Fahrtenschreiber, um uns unseres bisherigen Lebensweges bewusst zu werden und fanden zahlreiche Ressourcen, die uns als Treibstoff für die Weiterfahrt dienen würden.

Anhand der gestaltpädagogischen Schritte des Austausches teilten wir unsere bisherigen Vorbereitungen mit unseren Mitreisenden. Auf diese Weise eröffneten sich uns neue, überraschende und gewinnbringende Perspektiven und wir erhielten herzliche Wünsche für unsere Weiterfahrt.

Die nächste Etappe unserer Reise zu unseren Lebensvisionen ging bei starkem Gegenwind steil bergauf, über Stock und Stein. Gemeinsam mit einem Reisebegleiter wiederholten wir immer wieder unser Ziel. Dieser vermeidliche Umweg erschien vielen Teilnehmer*innen wie eine Ewigkeit. Als wir die Teilstrecke jedoch hinter uns gebracht hatten, waren wir uns sicher: Egal wie undurchdringlich unser Weg auch scheinen mag, wir können und werden unser Ziel erreichen.

Gestärkt durch diese Erkenntnis setzten wir unsere Tour fort und entwarfen unter der Anleitung unseres ständigen Wegbegleiters Stanko unsere eigene Routenplanung für unsere individuelle Weiterfahrt auf dem Weg zu unserer Lebensvision. Dazu machten wir in einer erneuten Phantasiereise zunächst einen Abstecher in die Zukunft und kehrten mit Tipps an unser gegenwärtiges Ich im Gepäck zurück. Die einzelnen Schritte unserer weiteren Route hielten wir in einem Vertrag mit uns selbst fest. In einem abschließenden Gottesdienst, in dem wir unsere Wochenendreise reflektierten und durch die gemeinsame Feier mit einer Fülle an Proviant gewappnet wurden, unterschrieben wir unter Zeugen feierlich unsere Verträge.

Dank Stankos unbeschwerter, anregender und lebendigen Art, sowie seinen gut durchdachten und herausfordernden Anfahrtsbeschreibungen, gelang es uns greifbare Lebensvisionen zu entwickeln. Insbesondere in einer Zeit, in der aufgrund der Corona-Pandemie nichts gewiss scheint, geben diese Visionen Halt und Zuversicht. Wir wissen nun, wohin unser Weg geht und was wir wollen und sind ausgestattet mit allem, was wir für unseren weiteren Kurs und die Erfüllung unserer Visionen brauchen.

Victoria Drescher

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